om10_93thpanlässlich des Beginns der Bundesliga 2010/11. Graßmück brachte seine Spieler und Spielerinnen auf Bundesliga-Niveau und gab dem Alttrainer Willi Neubauer per eMail folgendes Interview:

N: Du betreust seit Herbst 2006, damals als 19-Jähriger, die Leistungsspieler der Do-Gruppe, bereits eine unglaublich lange Zeit, wenn ein Vergleich mit einem prominenten Fußball-Verein gestattet ist.

G: Das stimmt, es ist bereits eine lange Zeit, aber die Aufgabe hat sich seither stark verändert. Damals gab es noch keine Ausrichtung des Trainings, keine Zielvorstellungen. Mittlerweile läuft alles strukturierter und leistungsorientierter ab. Außerdem bin ich mittlerweile nicht nur 1x pro Woche in der Halle, sondern 2-3x und es gibt für einzelne Spieler individuelle Trainingspläne. 

N: Bereits im Herbst 2007 machtest du die Lehrwarte-Ausbildung mit „ausgezeichnetem Erfolg“. Wie nützlich war dir das erlernte Wissen in deiner (und vielleicht auch als Spieler) Trainertätigkeit?

G: Fachlich war für mich nichts Neues dabei. Ich hatte ja alles selbst schon die Jahre davor als Spieler gelernt. Didaktisch konnte ich allerdings einige Sachen mitnehmen.

N: In den 4 Jahren deiner Trainertätigkeit haben sich deine Schützlinge allesamt deutlich verbessert.

G: Womit ich auch sehr zufrieden bin. Die meisten Spieler arbeiten, innerhalb ihrer zeitlichen Möglichkeiten, sehr brav. 2 Jugendnationalspieler sind aus der Trainingsgruppe bisher hervorgegangen, das ist bei einer (Kern)Gruppengröße von 5-7 Leuten nicht so schlecht. Ich denke, dass wir uns mit der Qualität des Vereinstrainings (für Leistungsspieler) vor den meisten anderen Vereinen nicht verstecken müssen.

N: Der Erfolg ist sicher nicht nur von der Vermittlung des 1x1 des Sports, nämlich von Technik, Taktik und Kondition abhängig. Wie sehr sind psychologische Qualitäten des Trainers wichtig?

G: Die sind definitiv sehr wichtig. Du musst dich in die Situationen hineinversetzten können, bzw. sie selbst erlebt haben, in denen du deinem Spieler helfen willst. Auch im Training, aber vor allem im Match ist es wichtig zu verstehen, was in einem Spieler in bestimmten Situationen vorgeht.

Im österreichischen Vereinstraining kommt noch dazu, dass du es zu 99% mit Amateuren zu tun hast. Du musst die jeweiligen Situationen akzeptieren, die Ansprüche anpassen und gleichzeitig trotzdem versuchen das Maximum herauszuholen.

N: Ist nicht der Trainer (auch durch eigenes Beispiel) in erster Linie Motivationskünstler?

G: Jein. Der Trainer muss schon schauen, dass er das Training ansprechend gestaltet und die Spieler in schwierigen Situationen zusätzlich motiviert. Leistungssport im Badminton ist aber nicht immer nur angenehm und es muss jeder selbst die Motivation mitbringen das durchzuziehen.

N: Die Leistung der Mannschaft ist soweit gestiegen, dass die Landesliga keine wirkliche Herausforderung mehr war. Neue Ziele mussten her: Die Bundesliga. Obmann Ernst Liska zog da sofort mit und schaffte mit großem Einsatz die Voraussetzungen dazu.

G: Meiner Meinung nach hätten wir schon nach unserem Landesmeistertitel 2008/09 aufsteigen sollen. Das ist an Meinungsverschiedenheiten gescheitert. Aber es stimmt, ohne den Einsatz von Ernst wäre ein Bundesligaengagement von Mödling undenkbar.

N: Für eine Bundesliga-Teilnahme musste der Kader vergrößert werden. Du selbst, schautest dich nach „sinnvollen“ Verstärkungen um, nach jungen und entwicklungsfähigen SpielerInnen, die auch am gemeinsamen Training teilnehmen können.

G: Das war eine wirklich schwierige Aufgabe. Erschwert dadurch, dass wir lange Zeit nicht wussten, ob wir am Aufstiegsturnier teilnehmen müssen und bereits dafür Verstärkungen benötigen. Letztendlich hat mich die Suche viel Zeit und Nerven gekostet, aber es hat sich voll ausgezahlt. Mit der aktuellen Mannschaftszusammensetzung bin ich zu 100% zufrieden. Sie besteht ausschließlich aus Spielern, die aus dem Umkreis von Mödling kommen und selbst noch daran arbeiten sich zu verbessern.

N: Wie wichtig sind die beiden Routiniers, Susanne und Jürgen Schuster?

G: Sie wurden einvernehmlich als „Ersatz“ geholt, falls wir in sportliche oder personelle Schwierigkeiten geraten sollten.

Susi ist als Nr.1 der Rangliste natürlich eine wichtige Verstärkung. Schade, dass sie aktuell verletzt ist, sonst wäre sie vielleicht früher als allgemein gedacht zum Einsatz gekommen. Und auch Jürgen ist sehr wichtig, damit wir, wenn unsere Jugendspieler im internationalen Einsatz sind auch noch eine schlagkräftige Mannschaft stellen können.

N: Du selbst bist ja aus verständlichen Gründen nach wie vor in der 1. Bundesliga im Einsatz.

G: Ja, wir haben leider die 1. Runde auch 3:5 verloren. Meine Leistungen waren dabei gut, ich konnte 2 Mal gewinnen, aber leider ist unsere Mannschaft heuer nicht so kompakt wie letztes Jahr. Unser Ziel bleibt dennoch wieder das Halbfinale.

N: Die 1. Runde unserer Mannschaft gegen den Absteiger UBC Vorchdorf hab ich selbst gesehen. Die Leistungen stimmen durchaus hoffnungsfroh. Ein Unentschieden und mit etwas Glück sogar ein Sieg waren durchaus realistisch.

G: Ich bin grundsätzlich auch zufrieden mit dem Auftakt. Ein Unentschieden, denke ich, wäre möglich gewesen, ein Sieg wohl eher nicht verdient. Aber es war klar, dass es bei der Damenstärke der Vorchdorfer sehr schwierig wird. Da haben sie eigentlich 1. Liganiveau.

N: Ihr seid gemeinsam zu den Bundesmeisterschaften gefahren. Sozusagen als Generalprobe für die Bundesliga. Zumindest in den nächsten beiden BL-Runden wird es nicht möglich sein, dass du di Mannschaft coachen kannst. Ich hatte bei manchem Spiel der 1. Runde das Gefühl, dass du da als Coach fehltest.

G: Das kann sein. Sicherlich wäre es optimaler, wenn ich bei jeder Runde dabei sein könnte, vor allem, weil wir viele Jugendspieler haben, die eine Führung oft sehr dringend benötigen. Man kann es aber auch positiv sehen: die Spieler sind umso mehr gefordert selbständig zu agieren und dadurch zu lernen. Außerdem bist du in diesem Fall zum Glück nicht perfekt informiert ;-) am Sonntag werde ich als Coach dabei sein!

N: Vielleicht wäre es gut Spiele aufzuzeichnen, um sie aufarbeiten zu können.

G: Ja, das werden wir auch definitiv machen.

N: In der neuen WRL scheinst du diese Woche im HE-Ranking bereits auf Platz 137 auf, da hast du dich seit Juni dieses Jahres um fast 40 Plätze verbessert, obwohl die Luft in diesen Höhen schon ziemlich dünn wird.

G: Es läuft gut in der letzten Zeit. Platz 137 ist sicherlich noch nicht das Ende. Ich hoffe am Ende der Saison die Top100 erreichen zu können, und denke mittlerweile, dass es für mich möglich sein sollte, im Laufe der Zeit die Top50 zu erreichen.

N: Ich danke dir für das eMail-Interview und wünsche dir weiterhin als Spieler und als Trainer mit deiner Mannschaft viel Erfolg .